Tag 11 + 12: Kayaking auf dem Dart River

Kayaks in knallorange warten am Dart River auf ihre Passagiere.
Irgendwas ist immer: Ausgerechnet im Gebiet nördlich von Queentstown, am riesigen Lake Wakatipu ist das Freedom Camping untersagt. Das Dorf Glenorchy, am Nordende des Sees, ist in der Tat gottverlassen. Zwei Kneipen, ein Kiosk - that's it. Und ein Campingplatz, der den Namen nicht verdient. Dessen Besitzer aber zweifellos in die umliegenden "No Camping Schilder" investiert hat, um selbst Kasse zu machen. Auch eine längere Fahrt um den Mount Arthur im Mündungsdelta des Dart River bringt keinen Nachtplatz. zwar kann man auf das trockene Flussbett fahren (grandioses Erlebnis) und theoretisch überall stehen, doch man weiß aus den Alpen - fällt Regen, kann sich der Fluss schnell in eine reißendes Etwas verwandeln. Und mit dem Wohnmobil wollten wir dann über Nacht dann doch nicht in den Wakatipu See treiben. Am Ende löst das Problem die Gastfreundschaft und Geschäftstüchtigkeit der Kiwis. Tim, der Besitzer des einzigen Restaurants in Glenorchy bietet uns großzügig an, die Nacht auf seinem Parkplatz zu verbringen. Wenn wir natürlich bei ihm essen. Was wir auch tun. Die Locals an der Theke aber sind etwas wortkarg und könnten dringend eine Dusche gebrauchen, aber so genau nimmt man es hier draußen nicht.

Am nächsten Morgen heißt es früh raus und mit den Jungs vom Dart River Team auf Abenteuer Tour. Wir schlüpfen in die für Touristen bereitgehaltenen Fleecejacken und Neoprenanzüge. Kurze Zeit später heulen die Motoren des großen Jetboats auf. Auch eine Erfindung der Kiwis. Weil die Flüsse oft sehr flach sind, kann man sie mit normalen Booten mit Außenbordern mangels vorhandenem Tiefgang nicht befahren. So erfand ein Neuseeländer das Jetboat, bei dem nur der von Turbinen erzeugte Wasserstrahl am Heck das Boot antreibt. Das Flusswasser wird am Mittelrumpf eingesaugt, komprimiert und mit enormen Schub am Heck hinausgepresst. Der Vorteil: Das Jetboat benötigt gerade mal vier Zetimeter Wasser unterm Kiel und kann quasi auf der Stelle drehen.
Es beginnt eine rasende Fahrt mit fast 80 km/h über den Dart River. Teilweise lässt Rob, unser Fahrer, das Jetboat über Stellen driften, wo man nicht für möglich halten würde, dass es hier noch fahren kann. 17 Kilometer rasen wir über Flußkehren, Stromschnellen, Furten. Dann ist Schluss. Hier, am Füße des mächtigen Mount Earnslaw beginnt der Routeburn Track. In einer kleinen Bucht haben unsere Guides bereits die Kajaks aufgepumpt, mit denen wir am Nachmittag den Dart River auf kleinen Nebenarmen wieder hinab paddeln. Es folgt eine kurze Einweisung durch die Jungs. Wer ein wenig Paddel-Erfahrung hat, ist bei den auftretenden Stromschnellen gut beraten. Das einzige, was wirklich nervt, sind die Sandflies, nervige Bremsen, die sofort zustechen, sobald ein Teil der Haut unbedeckt ist. Aber wenn man einmal in Fahrt ist, sind auch die verschwunden.
In dieser Landschaft drehte Peter Jackson für den zweiten Teil von Herr der Ringe.
Wir paddeln los. Erst bedächtig. Die Einsatzstelle ist gut ausgewählt. Dann nimmt uns der Dart River mit Richtung Süden. Es geht durch Kehren, kabbeliges Wasser, dann wieder langsame Abschnitte, vorbei an großartiger Natur. Die Sonne Anfang April, hier also im Frühherbst, ist noch recht kräftig. Auf halber Strecke biegen wir in einen kleinen Nebenarm ab. Jetzt müssen wir die Kajaks ein paar hundert Meter ziehen. Bis wir an eine malerische kleine Schlucht kommen, mit türkisblauem Wasser und einer - tatsächlich durch Erdbeben und Gletscher geformte - Höhlenschlucht. Langsam treibt das Kajak durch die sich hoch auftürmenden Felsen, bis unter einen Gletscherbach, der sich dröhnend in ein ebenfalls unwirklich blau schimmerndes Bassin ergießt. Mehr geht nicht.
Einfahrt in den malerischen kleinen Seitenarm vom Dart River. Das Wasser schimmert türkisfarben, ist Kristall klar. Hier führt auch der Routeburn Track vorbei.
Nur traurig lösen wir uns von diesem märchenhaften, geradezu verzaubernden Ort und paddeln den Dart River hinab. Acht weitere Kilometer bis uns die Guides wieder einsammeln. Mit geländegängigen Bussen geht es zurück nach Glenorchy. Das Speight's Bier an der Theke im Glenorchy Hotel haben wir uns heute wirklich verdient...
Gestatten: unser Guide am Dart River. Ein Kiwi, wie er im Buche steht...