Tag 17: Die Kiwis und das Bier

Zapfhahngalerie bei den Kiwis. Die Neuseeländer lieben Bier.

Als gebürtiger Sauerländer kommt man nicht drumherum - ein Kapitel über das Bier zu schreiben. Es lässt sich zunächst in einem Satz zusammenfassen: der Kiwi neigt zum sehr verhopften, etwas zu kohlensäurehaltigen und oftmals zu verspielten Gerstensaft. Das dies geradezu zelebriert wird, muss als erfreulich beurteilt werden. Kaum ein Supermarkt (Fresh Choice, New World), der nicht einen gewaltigen Kühlraum anbietet, in dem nicht mindestens 20 Biersorten stehen.


Gerade auf der Südinsel legt man vor. Aber leider, leider bleibt der englische Einschlag nicht aus. Es wird experimentiert, was das Zeug hält. Pale Ale, Dark Ale, Bitter, Lager, Golden die Liste zu komplettieren, würde jeden Rahmen sprengen. Auch in Neuseeland sind Micro-Breweries, also Kleinstbrauereien voll angesagt. Dass dabei das Bier manchmal so schmeckt, als ob man einen Beutel Grünen Tee in den Mund nimmt, dann einen Schluck Coke Zero nimmt und das ganze 30 Sekunden gurgelt, interessiert nicht. Hauptsache das Logo sieht gut aus und eine Geschichte wird erzählt. So zu erfahren beim neuen MAC Twenty Two, wo einer der Braumeister den Hopfen scheinbar vorher geraucht hat. Kurzum, grauenhaft.

Da schlägt das Herz des Biertrinkers höher: Ein Teil des Kühlregals im NZ Supermarkt.

Dennoch ist es schön anzusehen, wie die Gäste in der kleinen Gaststätte am Octogon in der Küstenstadt Dunedin (gesprochen Dju-nei-dinn) fachsimpeln und sich gegenseitig einreden, dreifach gehopftes Bier würde schmecken. Es ist sagenhaft wie viel Biere es im "Edinburgh" Neuseelands gibt. Dunedin ist der gälische Name für Edinburgh. Alle lokalen Brauereien Neuseelands sind vertreten, die großen internationalen und im Supermarkt gibt es sogar Krombacher zu kaufen....

Unter allen Geschmacksrichtungen fallen ein paar Biere auf. So auch das Steinlager. Ein durchaus annehmbares, unverschnörkeltes, klares Lager-Bier, das aber - wie viele NZ Biere - mit zu viel Kohlensäure daher kommt. Es perlt im Glas, als hätte man sich einen Champagner kredenzt. Wobei das auch etwas Erfrischendes hat. Immerhin ist das Bier nicht durch eine der beschämend populären Geschmacksrichtungen wie " Chocolate Flavour" oder "Berry Taste" verschandelt.

Gruselig: das dreifach gehopfte Mac's.

Ein letzter Haines noch: Auch wenn es als Supermarktbier der Neuseeländer gilt - Speight's,erstmals gebraut vom Einwanderer James Speight, ist echt prima. Ganz neu ist ein Black Pilsener. Ein Pils mit der Farbe eines Guinness. Was farblich gar nicht geht, war das beste Bier, was ich auf der Insel bislang getrunken habe.

Es lohnt auf jeden Fall der Besuch der Brauerei mit anschließendem Brauhausrestaurant-Besuch. An der Thekeeines kleinen Pubs in Maoraki, einige Kilometer entfernt, habe ich dann folgendes Gerücht in die Welt gesetzt: Speight's sei die falsche Schreibung des Anamnese des ursprünglich deutschen Einwanders Josef Specht. Und Specht heißt auf englisch bekanntlich Woodpecker. So bestellte ich einen Abend lang bei Barkeeper Samuel nur noch "Woodies". Und: Am nächsten Abend war das Ding durch - alle Locals bestellten plötzlich auch nur noch "Woodies". Mal sehen, wie sich das in einem Jahr entwickelt hat ...

Geschmacklich absolut Top: Black Pilsener von Speight's.