Tag 18 + 19: Yellow Eyed Penguins und Baby-Robben

Eine Baby-Robbe (Kekeno) am Strand von Cape Saunders. Wie Welpen tollen Sie neugierig heran.
Sie sind die seltensten und scheusten Vertreter ihrer Art: die Gelbaugen Pinguine an der Ostküste Neuseelands. Sie bauen ihre Nester bis zu einem Kilometer weit im Inland, setzen die Paarung und das Brüten aus, wenn Gefahr droht und selbst wenn ein anderes Gelbaugen-Paar zu dicht an die eigene Behausung kommt. Es hätte nicht viel gefehlt, dann wären die drolligen,etwas tollpatschigen Gesellen ausgestorben. Ein strenges Artenschutz-Programm der Neuseeländer hat ihren Bestand auf inzwischen wieder 3000 angehoben. Umso überraschender die frühmorgendliche Begegnung mit dem Yellow Eyed Penguin an einem kleinen Strand an der Spitze der Otago Peninsula vor Dunedin. Der knopfäugige, unbeholfene Nachwuchs der "Sea Furs" toppt jedoch alles - näher kann man den kleinen Rackern in freier Natur ihnen (außer im Zoo oder Privatgehegen) wohl kaum kommen...
Der seltene Gelbaugen-Pinguin. Er ist extrem scheu, bei Gefahr erstarrt er einfach.
Gerade, als wir unser Iconic Motorhome für einen sehr frühen Kaffee verlassen und eine lange Holztreppe zum Strand am Taiaroa Head hinunter staksen, rappelt sich ein Pinguin aus seinem Nest. Ungefähr da, wo die ca. 30 Kilometer lange Halbinsel, die aus einem kollabierten Vulkankraterrand entstand, endet. Keine zehn Meter entfernt. Der scheue Vogel fühlt sich scheinbar unbeobachtet, watschelt zum morgendlichen Frühsport (natürlich Schwimmen) Richtung Küste. Kein leichtes Unterfangen, denn die Felsbrocken zwischen den Grassoden sind wie ein Hindernis-Parcours. Ganz nah heranzoomen kann man an den Yellow Eyed Penguin und diesmal die gelben Augen und die gelben Haarbüschel über den Augen ohne Probleme erkennen.
Jetzt erstmal Frühsport: Flügelchen strecken, Bürzel wackeln...
Dann geschieht es: eine Horde chinesischer Touristen, gleich oberhalb am Royal Albatros Center, die mit dem ersten Bus gekommen sind, haben ebenfalls den Pinguin entdeckt. Kreischend poltern fast 20 Asiaten die Treppe hinunter. Luke, ein neuseeländischer Ranger, den wir später treffen, ist "disgusted", angewidert, da die Chinesen auf nichts hören - auch sie wurden vorher im Bus darauf hingewiesen bei Sichtung leise zu sein, keinesfalls den Blitz bei Kameras zu benutzen usw.. Es kommt, was kommen muss. Aufgeschreckt vom Lärm erstarrt der ca. 60 cm große Pinguin zur Salzsäule. Das Verhalten bei Gefahr ist äußerst unklug, aber angeboren. Die Tiere sind derart empfindlich, dass einige angeblich bei Hundeangriffen vor Schreck durch Herzstillstand starben. Was die Chinesen definitiv nicht interessiert. Nun prasselt ein Blitzlichtgewitter auf den armen Vogel ein. Mit ihren Huawei Phones, Digitalkameras wollen die ersten jetzt auf den Strand stürmen. Man muss sie anherrschen, damit sie es lassen.
Geschafft, der Strand ist erreicht. Jetzt Flucht vor den Chinesen...

Für unseren tollpatschigen Watschler ist das alles zuviel. Er schafft es an den Strand zu hopsen, stolpert noch einmal über einen kleinen Stein und fliegt auf den Schnabel. Dann endlich treibt er in den Fluten, zeigt noch einmal sein weißes Bäuchlein und ist verschwunden.
Dem rücksichtslosen Verhalten der Chinesen (nicht der Japaner) werden wir in den nächsten Tagen in dieser Form noch öfter begegnen. Aber man kann den Leuten das Reisen ja nicht verbieten. Nach einem zweiten Frühstück am Road Van, während am Taiaroa Head mächtige Albatrosse mit bis zu 3 Metern Spannweite über unseren Köpfen im Seewind segeln, beschließen wir, die Nature's Wonders zu besuchen. Oberhalb des Cape Saunders hat die Schafzüchterfamilie Reed eine Art Naturkundezentrum eingerichtet. An einem geschichtsträchtigen Ort. Im Sommer 1770 entdeckte Kapitän Cook mit seiner Endeavour die Otago Bay Halbinsel und benannte ein vor Pelzrobben strotzendes Kap nach seinem ehemaligen Kommandanten Saunders. Mit den Engländern kamen die Robbenjäger und Virusinfektionen, gegen die die einheimischen Maori nicht immun waren und alsbald fast alle starben.
Ein erwachsenes Weibchen gähnt erschöpft, nachdem sie die Felsgruppe erreicht hat.

Die Reeds haben sich dem Artenschutz verschrieben und weit in Hinterland einen "Predator-Fence", einen Schutzzaun gebaut, der Katzen, Hunde, insbesondere Ratten und dem Opossum keinen Zutritt gestattet. Und so kann man die Pelzrobben-Kolonien und Nistplätze der Pinguine besuchen. Letztere aus großer Entfernung aus Beobachtungsständen. Aber bei den Seehunden (Kekeno) ist man hautnah dran. Diese haben vor gerade einmal drei Monaten ihre Jungen bekommen und im wild zerklüfteten Küstenabschnitt einen echten Kindergarten eingerichtet.
Robben-Yoga am Cape Saunders.
Um dorthin zu gelangen, fahren wir mit einem 8-räderigen Geländewagen. Das extrem geländegängige Gefährt funktioniert wie ein Panzer und schafft wirklich jede Steigung und jede Senke. Bis hinab zur Babyrobben-Kolonie. Und ab hier lassen wir wieder die Bilder für sich sprechen. Unbedrängt von "eingeschleppten" Feinden oder wie in den Jahrhunderten zuvor von Pelzjägern erholt sich die Kekeno-Kolonie jedes Jahr mehr. Der Nachwuchs tummelt sich begeistert in den kleinen und großen Gumpen, planscht und lernt so spielerisch das Schwimmen (das können sie nicht von Geburt an). Die "Puppets" sind derart neugierig, dass sie wie Welpen bis auf wenige Meter heran kommen. Was für diese zauberhaften Fotos sorgte...

Neugierig: Die drei Monate alten Welpen kommen angerobbt...


Ein mächtiger Albatros kreist über der Spitze der Otagp Peninsula. Die Spannweite geht bis zu 3 Metern.